
Foto: Lars Timmann
Da eine Hallig naturgemäß im Meer liegt, muß alles an Material, Futter und Begattungskästen per Schiff auf die Hallig gebracht werden. Ein Transport durchs Watt, zu Fuß bei Niedrigwasser von Pellworm aus, wäre ebenfalls möglich, ist aber doch etwas schwierig aufgrund des Gewichts und der Menge der zu transportierenden Gegenstände. Die Überfahrt von Nordstrand zur Hallig dauert ca. zwei Stunden, da man nur in der Fahrrinne fahren kann, die nicht den kürzesten Weg darstellt. Natürlich geht auch das nur bei Hochwasser (das ist das, was im allgemeinen Sprachegebrauch oft fälschlich Flut genannt wird). Es ist also jedes Verbringen von Bienen auf die Hallig ein minutiös geplantes Unterfangen mit sehr vielen Parametern, das gut mit Hilfe des Tidenkalenders abgestimmt werden muß. Hoch- und Niedrigwasser sind jeden Tag zu anderen Zeiten, was das Ganze noch schwieriger macht. Ein Warten auf nicht pünktlich angelieferte Begattungskästen ist dadurch einfach unmöglich.
Anschließend wird alles per Traktor auf die Warft gefahren. Auch hier muß die kostbare Fracht wieder gut festgezurrt werden, denn der Betonplattenweg schüttelt alles ganz gut durch. Die Königinnen können sich also schon auf diesem Wegabschnitt ein wenig an die Rauhheit der Hallig gewöhnen.

Foto: Lars Timmann

Foto: Holger Spreer-Wree
Die Drohnenvölker stehen geschützt im Inneren der Warft. Sie stammen von flügelvermessenen Reinzuchtvölkern in der F1 Generation ab, wo die Drohnenflügel vermessen wurden, um eine Hundertprozentige Reinheit der Begattung zu garantieren.
Die Herkunftslinien der Drohnenvölker werden im jeweiligen Frühjahr bekannt gegeben.
Die Begattungskästen werden am Fething aufgestellt, das ist der Süßwasserspeicher der Hallig, ein kleiner Teich. Hier sind die Bienen vor Wind geschützt und haben genug zu trinken. Auch bieten die Bäume und Sträucher rund um den Fething, neben Windschutz, den Bienen mit ihren Blüten zusätzliche Nahrung.

Foto: Holger Spreer-Wree

Foto: Holger Spreer-Wree
Die Hauptnahrung der Bienen auf der Hallig Süderoog ist der sogenannte Halligflieder (Limonium vulgare). Das ist keine direkte Verwandte des Flieders, aber die Namensgeber fanden die Blütenfarbe scheinbar ähnlich genug. Der Halligflieder ist eine typische Pflanze der Salzwiesen und wird öfter mal vom Meer gebadet, wenn der Wind mal wieder die Nordsee an den Halligen hochdrückt. Dann heißt es für die Bienen warten, bis der ausgewaschene Nektar wieder nachproduziert wird. Aber bei zu allzustarkem Wind fliegt nichteinmal die Dunkle Biene.
Warum also diesen Aufwand betreiben, kann man sich zu Recht fragen. Was soll all dieses Getüdel, all diese Risiken?
Nun, eine Königin, die auf der Hallig Süderoog begattet wurde, ist durch die Natur selektiert. Sie war krätig genug dem Wind zu trotzen, hat also eine kräftige Flugmuskulatur und gesunde Flügel.
Gleiches gilt für die Drohnen, die ihre Luftakrobatik bei der Begattung unter verschärften Bedingungen durchführen mußten. Nur die schnellsten und stärksten schaffen das unter den gegebenen Bedingungen.

Foto: Martin Elsen | http://www.nord-luftbilder.de/